Stephan König
LUCID DREAMS
20.03.2014, UT Connewitz Leipzig - Eröffnung 19. Festival LeipJAZZig
“LUCID DREAMS”
LeipJAZZig-Orkester, Leipziger Kammerorchester 'artentfaltung', Stephan König - Komposition, Leitung, Klavier
Eine musikalische Traum-Reise für Klavier, ein klassisches Kammerorchester und eine Jazz-Orchester Stephan Königs Komposition „LUCID DREAMS“ sind „vertonte Klarträume“. Außerdem erklingt im 1. Teil des Konzertes zum ersten Mal Stephan Königs Jazz-Bearbeitung der Gustav Holst-Komposition „Die Planeten“.
Sonntag, 13.10.2013, 19.30 Uhr, Hochschule für Musik und Theater Leipzig, Großer Saal Jubiläums-Konzert anlässlich des 50. Geburtstags von Stephan König LeipJAZZig-Orkester, Leipziger Kammerorchester 'artentfaltung', Stephan König - Leitung, Kompositionen, Klavier Programm Ballade für Klavier und Kammerorchester op.191 (2010) Ballade für Klavier und Jazz-Orchester op.165 (2006) LUCID DREAMS - Konzert für Klavier und Orchester (2013, Uraufführung) Rezension Leipziger Volkszeitung, 22.03.2014
Wellen streichen über Monolithe
Starke Eröffnung des LeipJazzig Festivals im UT Connewitz - weiter geht's im Plan B
Beeindruckend: Stephan König (l.) hat mit zwei Orchestern die Holst-Komposition "Die Planeten" ins Heute übertragen.
Es beginnt ganz leise: Die 31 Musiker klopfen dezent auf ihre Instrumente und steigern das Geräusch im Marschrhythmus, bis Saxofon und Piano eingreifen, um den Rhythmus zu übertrumpfen, ohne ihn dabei zu brechen. So stellt sich der Auftakt von Stephan Königs Jazz-Bearbeitung von Gustav Holsts "Die Planeten" dar. Das Original ist knapp 100 Jahre alt, und Königs Anspruch war es, die Komposition in unsere Zeit zu überführen. Mit dem Ergebnis der Arbeit hat er Donnerstag Abend als Dirigent und Pianist das 19. LeipJazzig Festival im UT Connewitz eröffnet.
Rezension Leipziger Volkszeitung, 15.10.2013Dabei setzt König nicht nur auf das LeipJazzig-Orkester, sondern holt sich durch das Kammerorchester Artentfaltung Verstärkung aus dem Bereich der klassischen Musik. Eine zwangsläufige Entscheidung, denn Holsts Opus lebt vom Wechselspiel der Streicher und Bläser und wirkt wie ein Ausflug in die Filmgeschichte, die sich an dieser Art zu komponieren orientiert hat: Man fühlt sich hineinversetzt in wahnsinnige Comic-Verfolgungsjagden, melodramatische Momente oder violingesäbelte Spannung. Die Klassik rollt auf den Bögen der Streicher, entfaltet sich wie eine aufbrandende, immer höher steigernde Welle, bis sie sich am Felsen der Jazzer bricht und sich die Solisten aus dem Strudel heraus erheben, um mit ihren Soli kompositorische Kontrapunkte setzen, worauf sich das Kammerorchester zum erneuten Ritt sammeln kann. Immer wieder gelingen dabei schöne und sehr amüsante Momente zwischen Kammer- und Jazzorchester, da beide diese Dichotomien gekonnt aufbrechen. Herausragend ist Wolfram Dix an Percussion und Vibraphon, der seine Einlassungen mit viel Witz und Verstand gestaltet. Den zweiten Teil des Abends bestreiten König und sein Orchester mit der Eigenkomposition "Lucid Dreams". Auch hier zur Beginn ein Trommeln auf den Instrumenten, diesmal durchbrochen von Oboe und Flügel. König setzt auf einfache, kleine Melodien als Kerne. Während er sie in transponierten Loops immer weiter treibt, setzen nach und nach die Orchester ein und schrauben sich zusammen in immer weitere Höhen, die in den Rock reichende Phrasen wie auch atonale Attacken gleichermaßen beinhalten und wohl tatsächlich das gesamte Traum- und Klangspektrum abdecken, das mit dieser Musiker-Konstellation möglich ist. So richtig auspacken können die Jazzer dann zur Zugabe nach etwa zwei Stunden, wo es Solo auf Solo gibt und das Kammerorchester über weite Strecken freundlich zusehen kann. (...) Ein gelungener Auftakt des 19. LeipJazzig, das nach seinem noch bis zum Sonntag im Plan B stattfindet und auch vielen Mitgliedern des LeipJazzig-Orkesters erneut eine Bühne gibt. Torben Ibs Schwebender Traumstoff Stephan König und Orchester zelebrieren beim Konzert in der Musikhochschule ein meisterhaftes Wandeln im Zwielicht Luzides Träumen - träumend wissen, dass man träumt, den Traum beeinflussend: Eine faszinierende Art des Austauschs zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein. Ein Wandeln in jenem reizvollen Zwielicht, das sich zwischen innerer und äußerer Welt ausbreitet. "Lucid Dreams" nennt Stephan König sein Konzert, das er am Sonntag im ausverkauften Saal der Musikhochschule gab. Anlass: Königs 50. Geburtstag und das 25-jährige Hochschul-Bestehen. Von Steffen Georgi Auf dem Programm stehen zwei ältere Arbeiten plus einer Uraufführung - "Lucid Dreams", jene Komposition, die dem Abend ihren Namen gibt. Und für die König erstmals seine zwei Ensemble-Standbeine, das Kammerorchester "artenentfaltung" und das LeipJazzig- Orkester, zusammenführt - und somit eine Klangwelt in die andere fließen lässt. Zeigend, dass da bei allen Unterschieden jene Art Durchdringung waltet, deren Entsprechung sich im Akt des luziden, des Klarträumens spiegeln mag. Womit der Abend auch dramaturgisch clever gebaut ist. Dessen Beginn mit der Ballade für Klavier und Kammerorchester funktioniert wie das Aufblenden im Film. Ein sich subtil steigerndes, rhythmisch strukturiertes Fließen. Streicher, die nicht treiben, sondern insistieren, locken. Dazu König am Klavier, mit dezenten Jazz-Phrasierungen. Eine Komposition mit geradezu kinematographischem Effekt. Das macht sich gut (schließlich träumt man in Bildern) und setzt sich fort: jazzverstärkt in der folgenden Ballade für Klavier und Jazz-Orchester. Spiegelverkehrt wird hier nun weniger insistiert als vielmehr mit Verve vorangetrieben - dennoch sind in den aufflackernd knappen Dissonanzen und den lyrischen Klangflächen dieser Komposition schon jene Traumsequenzen eingespeist, zu denen sich das Konzert nach der Pause verdichten wird. "Lucid Dreams", verrät König, formiere sich aus sechs einschlägigen Klarträumen, die er hatte. Über deren Inhalt verrät er freilich nichts. Man soll ja schließlich selber träumen. Für den Soundtrack zum Film im Kopf, dessen eigener Ko-Regisseur man somit werden darf, versammeln sich dann die Orchester, die zuvor einzeln aufspielten, gemeinsam auf der Bühne. Und heben an mit einer Musik, die sich organisch, traumlogisch verwebt. Ein Wandeln im Zwielicht, zwischen Innen- und Außenwelt. Irritierend, tastend, wie suchend im Beginn. Flächig, mäandernd. Wie Träume eben - die bald kanalisiert werden, von jenem Halbwach-Bewusstsein, das hier vor allem Harmonie, Dynamik und Rhythmus heißt und diese Komposition in eine zielstrebige Struktur bringt. Wie auf eine Startbahn, von der man zu jenem Schweben und Fliegen abhebt, wie man es im Traum mitunter so berauschend erlebt. Wir sind aus solchem Stoff wie Träume sind, kann man bei Shakespeare lesen. Dass König für diesen doch so fest im Biographischen haftenden Konzertanlass sich dem Stoff des Träumens widmet, mag auch damit zu tun haben, dass er weiß, wie gut gerade Musik in der Lage ist, diesen Stoff und somit unsere fadenscheinig kurze Existenz intensiv fühlbar zu machen. Und man kann König nur gratulieren: zum Geburtstag, zum Jubiläum und zu diesem Konzert mit Kompositionen aus Traumstoff. |