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BILDER EINER AUSSTELLUNG - the jazz version (Modest Mussorgsky / Stephan König)
Stephan König - piano solo

Premiere: 12.05.2007, Alte Nikolaischule Leipzig

 Foto Koenig Solo (Foto: Chr. Enger)

Konzert-Mitschnitt @ YouTube


REZENSION v. 22.02.08, Rhein-Neckar-Zeitung
Stephan König interpretierte Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung"
Nuancen zu wahrhaftigen Klangbildern geeint
(ih) Einen gelungeneren Auftakt zum 20. Jubiläumsjahr hätten sich Kulturförderkreis und Publikum vorvergangenen Donnerstag in der Ehemaligen Synagoge kaum wünschen können. Dort war der mit vielen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnete Pianist, Komponist und Dirigent Stephan König zu Gast - ein wahrer Glücksgriff und möglich gemacht durch persönliche Bekanntschaft Kfk-Mitglieds mit diesem außergewöhnlichen Künstler.
Mitgebracht hatte der 44-jährige Leipziger Musiker Modest Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung". Mussorgsky komponierte 1874 einen Klavierzyklus zu zehn Bildern des russischen Architekten und Malers Viktor Alexandrowitsch Hartmann - und König machte sie auf dem Flügel des Kulturförderkreises, einem restaurierten Schiedmayer und Söhne aus dem Jahr 1891, förmlich sichtbar. Jedes Bild besteht aus einem Rahmen der bekannten Melodien von Mussorgsky und wurde von Stephan König virtuos und facettenreich nachgezeichnet: Es entstanden Klangbilder im wörtlichen Sinne. Die russischen Kompositionen zu Grunde gelegt, interpretierte der Pianist mit dezent farbiger Jazznote die einzelnen Gemälde. Beeindruckend gefühlvoll tastete sich der Klavierpsieler durch diese Vernissage. Man sieht, hört den "Gnomus", wie er gebeugt des Weges hinkt, visualisiert "Ein altes Schloss" im Nebel liegend und Kinder, die in den "Tuilerien" spielen. Die schwierigen Partituren wurden leichtfingrig und mit einfühlsamem Anschlag gespielt.
Doch auch in den härteren Passagen empfand der Zuhörer die Hingabe des Pianisten an sein Instrument. Ein Instrument, das dem Zuhörer als Mittel zur Betrachtung diente. Leidenschaftlich entstanden durch das Tastenspiel das "Ballett der Küken in ihren Eierschalen", "Die Hütte auf Hühnerfüßen der Baba-Jaga" und "Das große Tor von Kiew".
Einzigartig erklang die Interpretation von Stephan König und erfasste jede Nuance: jazzig und verspielt, mal traurig, dann wieder mitreißend; versehen mit einem Hauch Blues oder militärisch-rhythmisch, leicht dahintänzelnd oder aufgeregt, jetzt rockig, dann verträumt, heilig, erhebend, perlend, sinnlich oder auch aggressiv. Gezupft, gekratzt, gestreichelt - versöhnlich. Mit einem Wort: großartig!
Für diesen "Fingermarathon" erntete Stephan König zurecht einen lang anhaltenden Applaus und begeisterte sein Publikum noch mit der Eigenkomposition "Die violette Wolke" als Zugabe.

 
REZENSION v. 16.02.08, Weinheimer Nachrichten
Konzert: Stephan König interpretiert Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung" in der ehemaligen Synagoge
Im Rausch der Töne schwelgen
Das war mutig, als sich der Kulturförderkreis um Bernd Bösenberg entschloss, den Leipziger Pianisten Stephan König zu seiner Jazzversion der "Bilder einer Ausstellung" auf die Bühne der ehemaligen Synagoge zu bitten. Denn wo die romantische Klaviersuite aus der Feder Modest Mussorgskys in ihren zehn Sätzen ohnehin bereitwilliges Verständnis für die russische Seele voraussetzt, fordert sie nun, bei freier Improvisation, geradezu lebendige musikalische Fantasie und hinreichende Kenntnis des Originals.
Einerseits. Wer sich, andererseits, dem puren Musikgenuss ohne sonderlichen intellektuellen Ballast hingeben wollte, war an diesem Abend bestens bedient, durfte Königs Virtuosität am offenen Flügel bewundern und schwelgen im fantastischen Rausch der Töne, um verblüfft zu erkennen, zu welcher bildhaften Gewalt Musik fähig ist.
(...) König, der sich die Freiheit nehmen könnte, in dieser "Jazzversion solo", Mussorgskys Werk gänzlich frei zu interpretieren, bleibt bescheiden. Natürlich, er improvisiert die zehn Bilder, aber ohne sie zu verfälschen, beinahe so, wie es die kompositorischen Zeitgenossen des russischen Meisters taten, als sie nach seinem Tode im Jahr 1881 dessen musikalische Fragmente vollendeten.
König bleibt authentisch und gestattet stets die Rückbesinnung auf das Original. So bleiben die lautmalerischen Bildbeschreibungen Mussorgskys nicht nur erhalten, werden vielmehr ausgeschmückt, ergänzt, mit Girlanden versehen und verziert. Das Original lebt und ist sowohl als Gemälde aus der Hand von Mussorgskys Freund, des Malers Victor Hartmann, als schließlich auch in der musikalischen Übersetzung des Komponisten strahlend und rein.
Und die ebenso fingerfertigen wie fantasievollen Kapriolen Königs sind nie aufdringlich, eher überraschend und amüsant. So gerät nach der einleitenden und in Variationen stets wiederkehrenden "Promenade" schon des "Gnomus" linkisches Gehopse zum schieren Veitstanz, doch bei "Vecchio Castello" malt der Pianist in erhabenen Mollakkorden und getragener Dreiviertel-Taktfolge kaum verändert die schwermütige Würde des alten Schlosses. So bleiben sowohl die Gemälde als auch die auf dem Notenblatt nachempfundenen Farben stets greifbar, erhalten hier und da humorvolle Tupfer, deren musikalische Herkunft nicht auf Anhieb einzuordnen ist. So etwa bei "Tuileries", dem nachmittäglichen Bild des Pariser Parks, in dem ausgelassene Kinder toben und strenge Gouvernanten zetern. Das ist ebenso bildhaft wie "Bydlo", bei dem mühelos der schwerfällige Karren auszumachen ist, gezogen von einem gleichmütig dahertrottenden Ochsen, bis das Gespann irgendwo am Horozont entschwindet. Überraschend heftig aber, geradezu eruptiv, setzt König die "Promenade" beim doch so leichtfüßigen "Ballett der unausgeschlüpften Küken" und "Schmuyle", der arme und abgerissene Jude, präsentiert sich erstaunlich fit und frohgelaunt.
Das ist eben die freie Meinungsäußerung des Jazz, dem König nach dem Geplapper auf dem Marktplatz von "Limoges" besonders in der Düsternis der "Katakomben" sprechen läßt. Zum großen Schlag aber holt er erst aus beim wilden Ritt der Hexe Baba-Jaga, rast überwuchtig vom hohen zum tiefen "C" und zurück, damit nicht genug, drangsaliert er die stählernen Saiten des Flügels ganz unkonventionell ohne Umweg über die Tastatur mit bloßen Fingern, daß das Gewölbe der Synagoge erbebt. Versöhnlich und feierlich, fast kirchenmusikalisch im letzten Satz dann "Das große Tor von Kiew", sehr melodisch und mit großen Oktaven ausklingend im schwerwiegenden Glockenschlag.
Mag sein, daß Stephan König in seiner sächsischen Heimatstadt vor größerem Auditorium brillieren kann - ein dankbareres als das Hemsbacher Publikum wird er indessen kaum finden. Er schenkt ihm im Nachklang "Violet Clouds", eine kleine Romanze aus eigener Feder für den Heimweg.
-he